Dies ist wichtig, weil eine bildhafte Sprache in den meisten Fällen überzeugender und einprägsamer ist. Die Leser*innen interpretieren die Szene auf ihre eigene Weise, denken mit und kommen selbst zu Schlüssen, sodass ihre Gedanken und ihre Fantasie angeregt werden. Show sorgt dafür, dass du nicht nur mit Behauptungen arbeitest. Dadurch bevormundest du deine Leser*innen nicht, indem du ihnen sagst, wie bestimmte Szenen zu deuten sind.
Vielleicht hilft ein Beispiel zur Veranschaulichung. Der Satz »Er hatte Angst« ist ziemlich unauffällig und enthält eine Interpretation, was bedeutet, dass die Leser*innen diese Aussage so hinnehmen müssen. Die Figur hat eben Angst. Wie genau sich diese Angst äußert, sehen sie nicht vor ihrem inneren Auge, sodass sie sich sämtliche Gedanken, Gefühle und Handlungen selbst hinzudenken müssen.
Die Kunst besteht nun darin, zu unterscheiden, wann wir Show und wann wir Tell benutzen, denn nicht jede Szene muss »gezeigt« werden. Zu viel Show kann sogar dafür sorgen, dass die Leser*innen mit dem Text überfordert sind. Zu wenig Show entspricht jedoch oft nicht dem Geschmack der modernen Leser*innen.
Wir benutzen Show, wenn …
• es sich um eine Schlüsselszene, einen Wende- oder einen Höhepunkt handelt
• es eine Szene mit großem Konflikt, Drama oder einer Krise ist
• die Leser*innen Details zur Umgebung brauchen, damit sie sich diese vorstellen können
• es ein wichtiger Dialog ist, der die Handlung vorantreibt
• die Charakterentwicklung stattfindet
Wir benutzen Tell, wenn …
• die Leser*innen essenzielle Informationen benötigen, die die Handlung nicht vorantreiben
• wir Spannung erzeugen wollen
• eine weniger dramatische Zeitspanne zusammengefasst wird
• wir Übergänge zwischen Szenen brauchen
• es ein verhältnismäßig weniger wichtiger Moment in der Geschichte ist
• wir Wiederholungen (Handlungen, Wortwahl) vermeiden wollen