Show don't Tell

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Ein weit verbreiteter Schreib­tipp lautet: Show don’t tell. Also zei­gen, statt et­was zu erzäh­len. Doch was hat es damit eigent­lich auf sich? Ich erklä­re es euch in diesem Bei­trag. Viel Spaß beim Lesen!
Show don’t tell ist die Auf­forde­rung, im Text et­was zu zeigen und nicht nur zu be­haup­ten, so­dass das Ge­schrie­bene für die Leser*­innen an­schau­lich wird. Mach deine Welt leben­dig!

Dies ist wichtig, weil eine bild­hafte Sprache in den meis­ten Fällen über­zeugen­der und ein­präg­samer ist. Die Leser*­innen inter­pre­tie­ren die Sze­ne auf ihre eige­ne Weise, denken mit und kommen selbst zu Schlüssen, sodass ihre Ge­dan­ken und ihre Fan­ta­sie ange­regt werden. Show sorgt da­für, dass du nicht nur mit Be­hauptun­gen ar­beitest. Da­durch be­vor­mun­dest du deine Leser*­innen nicht, in­dem du ihnen sagst, wie be­stimmte Sze­nen zu deu­ten sind.

Er hatte Angst – oder was noch möglich wäre … 

Vielleicht hilft ein Bei­spiel zur Ver­an­schau­li­chung. Der Satz »Er hatte Angst« ist ziemlich un­auf­fällig und ent­hält eine Inter­pre­ta­tion, was bedeutet, dass die Leser*­innen die­se Aus­sage so hin­nehmen müssen. Die Figur hat eben Angst. Wie ge­nau sich diese Angst äußert, sehen sie nicht vor ihrem inneren Auge, so­dass sie sich sämt­li­che Gedan­ken, Ge­fühle und Hand­lungen selbst hinzu­den­ken müssen.

Wie kann man nun zei­gen, dass eine Figur Angst ver­spürt, ohne es ein­fach zu be­haupten? Dies geht zum Bei­spiel, in­dem das Ge­fühl in Körper­sprache um­ge­wan­delt wird. Zeig die Sinnes­ein­drü­cke deiner Fi­gu­ren und frag dich, wie sich Angst an­füh­len kann und was Angst mit einer Person macht. Wenn wir nicht nur sagen, dass die Fi­gur Angst hat, son­dern zeigen, wie Hände zittern und die Stimme ver­sagt, ent­steht ein Bild im Kopf der Leser*­innen. Sie kommen von sich aus auf den Ge­dan­ken, dass die Figur Angst ver­spürt, weil wir ihre Ge­füh­le durch körper­liche Reak­tio­nen zeigen.

Show don’t tell. Wann benutze ich was?

Die Kunst besteht nun darin, zu unter­schei­den, wann wir Show und wann wir Tell be­nutzen, denn nicht jede Sze­ne muss »ge­zeigt« werden. Zu viel Show kann so­gar dafür sor­gen, dass die Leser*­innen mit dem Text über­fordert sind. Zu wenig Show ent­spricht je­doch oft nicht dem Ge­schmack der moder­nen Leser*­innen.

Wir benutzen Show, wenn …

• es sich um eine Schlüssel­szene, einen Wende- oder einen Höhe­punkt handelt

• es eine Szene mit großem Kon­flikt, Drama oder einer Krise ist

• die Leser*innen Details zur Um­ge­bung brau­chen, damit sie sich diese vor­stellen können

• es ein wichtiger Dialog ist, der die Handlung vorantreibt

• die Charakterentwicklung stattfindet

Wir benutzen Tell, wenn …

• die Leser*innen essenzielle Informationen benö­tigen, die die Hand­lung nicht voran­treiben

• wir Spannung erzeugen wollen

• eine weni­ger drama­tische Zeit­spanne zusammen­ge­fasst wird

• wir Übergänge zwischen Szenen brauchen

• es ein verhältnismäßig weniger wich­tiger Mo­ment in der Ge­schichte ist

• wir Wiederholungen (Handlungen, Wortwahl) vermeiden wollen

Ein Tipp zum Schluss

Zuletzt habe ich einen Tipp, wenn ihr über­prüfen wollt, ob euer Text beim Lesen ein Bild erzeugt. Fragt euch, ob man euren Text auch ver­fil­men könnte. Wenn ihr diese Frage mit Ja beant­wor­tet, ist die Wahr­schein­lich­keit hoch, dass euer Text auch den Leser*innen ermöglicht, eure Szene zu sehen. Beantwor­tet ihr die Frage mit Nein, könnte es sein, dass ihr als Autor*­in be­haup­tend schreibt und man die Ge­dan­ken und Ge­füh­le der Figur noch durch die ein oder andere Hand­lung besser zeigen könnte.

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