George R. R. Martin sagte einmal: »Nobody is a villain in their own story. We’re all the heroes of our own stories.« Mit diesem Zitat möchte ich den heutigen Blogbeitrag einleiten, denn ich finde, es öffnet die Tür für eine fantastische Diskussion darüber, was einen guten Bösewicht ausmacht.
Generell bin ich der Meinung, dass ein*e Antagonist*in genauso viel Aufmerksamkeit geschenkt bekommen sollte wie ein*e Protagonist*in – zumindest was die Charakterentfaltung und die Motive betrifft.
Genau wie eine Hauptfigur sollte ein*e Antagonist*in mehrdimensional und nicht durchweg böse sein. Dafür könntest du dir beispielsweise die Frage stellen, was deinem Bösewicht Freude bereitet. Hat er vielleicht einen Soft Spot für Kinder oder Tiere? Gibt es eine Figur, gegenüber der Bösewicht aufrichtige Liebe verspürt?Eine gute Portion Menschlichkeit, vielleicht sogar Nahbarkeit, schadet sicherlich nicht und macht den Bösewicht dabei facettenreich. Ich bin ein Fan von Fragen, daher habe ich hier ein paar zusammengestellt, die dir helfen können, einen vielseitigen Charakter zu kreieren:
Um deinem Bösewicht Mehrdimensionalität und Menschlichkeit zu vermitteln, musst du natürlich nicht jede dieser Fragen beantworten, aber vielleicht inspirieren sie dich ein wenig.
Gib deinem Bösewicht ein Motiv, das Leser*innen nachvollziehen können. In den Augen des Schurken ist sein Ziel etwas Gutes, etwas, das angestrebt werden sollte und hinter dem die Figur steht. Dein Bösewicht könnte beispielsweise gewillt sein, anderen Figuren wehzutun, damit er seine Liebsten in Sicherheit weiß. Oder fürchtet sich deine Figur vor etwas und will deswegen die Welt zu einem besseren Ort machen?
Hierzu bietet sich ggf. auch ein Blick in die Vergangenheit an. Was hat deine Figur erlebt, dass sie in den Augen anderer böse handelt? Verspürt die Figur vielleicht gegen gewisse Dinge, Menschen, Ansichten so viel Abneigung, dass sie es sich zum Motiv nimmt?
Vielleicht ist es für dich auch eine Option, dass dein Bösewicht ein nobles Ziel verfolgt, wie Gerechtigkeit oder Freiheit, und dabei eine vollkommen falsche Richtung einschlägt, die ihn auf die dunkle Seite zieht. Deine Figur hat eine gute Absicht, handelt dabei aber moralisch nicht korrekt, sodass der Bösewicht zutage tritt.So oder so: Dein*e Antagonist*in sollte ein Motiv haben, das nachvollziehbar ist und einen Grund hat, weshalb die Figur es erreichen möchte.
Gib deinem Bösewicht Raum in deiner Geschichte. Vielleicht schreibst du aus mehreren Perspektiven, sodass deine Leser*innen durch einzelne Kapitel einen Einblick in den Kopf des Schurken bekommen. So lernen sie die Figur kennen, können die Motive greifen und verstehen, wieso die Figur einen gewissen Weg einschlägt. Ansonsten kannst du der Figur auch einfach genügend Aufmerksamkeit schenken, sobald sie in Erscheinung tritt. Gib ihr einen großen Auftritt, einen dramatischen, vielleicht sogar einen furchteinflößenden. Gib ihr den Auftritt, der sie bei anderen Figuren und deinen Leser*innen in Erinnerung bleiben lässt.
Dabei solltest du nicht vergessen, dass dein Bösewicht – bis auf wenige Ausnahmen – auch Gefühle verspürt. Lass ihn wütend sein, defensiv und einfach mal menschlich.
Wenn dein*e Antagonist*in scheitern soll, überleg dir auch, wieso. Was ist die Schwachstelle deines Bösewichts? Welche Fehler wurden begangen, dass andere Figuren über deinen Bösewicht triumphieren?
Frag dich, ob dein*e Protagonist*in einen körperlichen, emotionalen oder geistigen Schwachpunkt deines Bösewichts ausnutzen kann, um ihn zu bezwingen.