Heute soll es um ein Thema gehen, das vielen Autor*innen den Angstschweiß auf die Stirn treibt: die Unterlagen für eine gute und seriöse Agentur- bzw. Verlagsbewerbung.
Und genau die Unterlagen, aus denen sich so eine Bewerbung zusammensetzt, wollen wir uns heute einmal näher ansehen: das Exposé, die Leseprobe und das Anschreiben. Und weil sich die meisten Autor*innen am meisten vor dem Exposé fürchten, fangen wir direkt damit an.
Das Exposé ist das Aushängeschild deines Romans, das die wichtigsten Informationen zu deinem Manuskript zusammenfasst und den Verlags- und Agenturmitarbeitenden bei der Manuskriptauswahl hilft. Du möchtest mit einem Exposé jemanden überzeugen, ähnlich wie bei einer Bewerbung für einen Job. Nur dass es nicht um einen Arbeitsvertrag, sondern um einen Agentur- oder Verlagsvertrag geht. Anhand des Exposés entscheidet sich, ob eine Geschichte in ein Verlagsprogramm passt, deswegen solltest du dir genug Zeit nehmen, um ein ordentliches Exposé vorzuweisen.
Im deutschsprachigen Raum gibt es keine einheitlichen Vorgaben für Exposés. Dennoch habe ich den ein oder anderen Tipp für dich und am Ende des Beitrags auch eine kleine Überraschung!
Es gibt zwar keine einheitlichen Vorgaben für ein Exposé, aber du kannst dich auf Verlags- und Agenturseiten nach Hinweisen und bestimmten Anforderungen (z. B. Länge des Exposés) umschauen. Halte dich an diese Anweisungen, damit du nicht direkt im Vorfeld aussortiert wirst.
Ich betone gern, wie wichtig es ist, dass man sich an diese Vorgaben hält, weil ich es für wichtig erachte – gerade wenn du noch nicht bei einem Verlag veröffentlicht hast und kein*e Bestsellerautor*in bist. Trickse nicht mit Schriftart und -größe. Es kann eine Herausforderung sein, lange Romane auf wenige Seiten zusammenzufassen und zu beurteilen, was wirklich wichtig ist. Gibt ein Verlag oder eine Agentur jedoch vor, dass ein Exposé maximal drei Seiten umfassen darf, fällt es auf, wenn du dein fünfseitiges Exposé durch eine kleinere Schrift und einen kleinen Zeilenabstand auf drei Seiten formatierst.
Das Exposé setzt sich aus unterschiedlichen Abschnitten zusammen, die auch gern mit entsprechenden Überschriften versehen werden dürfen: Eckdaten, Pitch, Beschreibung der Hauptfiguren, inhaltliche Zusammenfassung, Autor*innenvita, Kontaktdaten. Schauen wir uns die einzelnen Abschnitte doch im Detail an.
Die Eckdaten enthalten die wichtigsten Kurzfakten über dich und deinen Roman. Dazu gehören:
Du kannst die Eckdaten kurz zu Beginn des Exposés listen (Name: x, Arbeitstitel: x usw.). Du brauchst an dieser Stelle keine ausformulierten Sätze und Erklärungen. Ich persönlich würde sie kompakt untereinander aufzählen, da sie dazu dienen, deinen Roman einzuordnen und sich einen kurzen Überblick über die essenziellen Informationen zu verschaffen.
Nach den Eckdaten kommt der Pitch. Der Pitch besteht in der Regel aus wenigen Sätzen (ich empfehle maximal fünf), die deine Geschichte knackig zusammenfassen. Du kannst dir den Pitch wie den Klappentext eines Buches vorstellen: Er soll neugierig machen, das Interesse der Agentur- und Verlagsmitarbeitenden wecken und im Idealfall das Alleinstellungsmerkmal deines Romans hervorheben. Letztlich ist es nämlich der sogenannte Unique Selling Point, auf den es ankommt. Ich glaube, der Pitch ist die große Herausforderung bei einem Exposé. Er soll kurz und aussagekräftig sein. Das ist schwierig und erfordert teilweise viel Zeit. Aber ein guter Pitch überzeugt. Nimm dir also die Zeit und feile am Pitch!
Ohne deine Hauptfiguren wäre deine Geschichte sicherlich nicht das, was sie ist, daher nimm dir in einem Abschnitt die Zeit, um deine Hauptfiguren vorzustellen. Beschränke dich dabei aber auf die wirklich wichtigen Figuren und verrenn dich nicht in der Beschreibung von Nebenfiguren.
Wenn es an die Beschreibung der Figuren geht, empfehle ich eine kurze Grundorientierung, bei der Name, Alter und Lebenssituation genannt werden. Du kannst auch auf Hobbys und Interessen eingehen. Wichtig ist bei der Figurenbeschreibung, dass du die Probleme und Hürden aufgreifst, mit denen deine Figur zu kämpfen hat. Erwähne dabei auch die Charakterentwicklung und zeig, wo sich die Figur zu Beginn befindet und wo sie am Ende des Romans stehen wird. Pass dabei auf, dass du dich auf das Wesentliche beschränkst.
Die inhaltliche Zusammenfassung stellt den größten Abschnitt des Exposés dar. Du zeigst den gesamten Handlungsablauf und spoilerst schonungslos. Ganz im Gegenteil zum Text in deinem Manuskript ist die inhaltliche Zusammenfassung – wie das gesamte Exposé – sachlich verfasst. Deinen schönen Schreibstil kannst du in der Leseprobe zeigen. Hier lässt du die Handlung sprechen.
Ich empfehle, dass die inhaltliche Zusammenfassung einerseits den Fokus auf die Handlung (Aktionen) legt, aber gleichzeitig auch auf das Innenleben der Figuren. Du erzählst chronologisch und im Präsens, was in deiner Geschichte passiert, machst dabei aber auch auf die Schwierigkeiten aufmerksam, mit denen sich deine Figuren auseinandersetzen. Du zeigst die entscheidenden Wendungen, wie die Figuren diese Herausforderungen meistern (oder auch nicht) und wie sie dabei über sich hinauswachsen. Dabei kannst du auch darauf eingehen, wie die Figuren sich emotional weiterentwickeln. Mein Tipp: Versuche, bereits im Exposé Interesse für die Figuren zu wecken und die Verlags- bzw. Agenturmitarbeitenden mitfiebern zu lassen.
Achte in der inhaltlichen Zusammenfassung darauf, dass sie klar geschrieben ist. Vermeide daher Cliffhanger sowie vage Formulierungen und löse sämtliche Konflikte auf. Verlags- und Agenturmitarbeitende prüfen bei einem Exposé, ob sich die Geschichte auf dem Markt verkaufen lässt, und bewerten das Buch anders als »normale Leser*innen«. Mach sie neugierig, aber spiel mit offenen Karten.
Du kannst das Exposé mit deiner Autor*innenvita abschließen. Hier ist Platz, um dich als Autor*in vorzustellen. Wie alt bist du? Wo lebst du? Hast du bereits Bücher veröffentlicht? Du kannst hier auch von Hobbys und Interessen erzählen sowie auf deine Social-Media-Kanäle aufmerksam machen. Schau dir doch mal in den Büchern in deinem Regal an, was Autor*innen in ihren Beschreibungen (oft am Ende eines Buches) über sich geschrieben haben. Vielleicht inspiriert dich das für deine Vita.
Abschließend noch ein paar allgemeine Tipps für dein Exposé:
In der Leseprobe kannst du deinen Schreibstil zeigen und die Agentur- oder Verlagsmitarbeitenden zum ersten Mal in deine Geschichte mitnehmen. Umso wichtiger ist es, dass die Leseprobe ordentlich verfasst ist und die Mitarbeitenden überzeugt! Es kann daher hilfreich sein, wenn du dir bereits für die Leseprobe ein Lektorat holst – an dieser Stelle kurz Eigenwerbung: Ich biete auch Leseprobenlektorate oder Lektorate für Kurztexte an – oder zumindest mit Testleser*innen arbeitest, um Feedback zu bekommen.
In der Regel wünschen sich Agenturen und Verlage zwischen 30 und 80 Seiten Leseprobe. Ich würde empfehlen, dass du zum Zeitpunkt der Abgabe deiner Bewerbung aber mindestens 100 Seiten deines Textes parat hast, falls die Agentur bzw. der Verlag Nachschub möchte. Auch hier gilt: Viele Verlage und Agenturen informieren auf ihren Websites, wie umfangreich die Leseprobe sein soll. Stöbere dich also durch die Seiten und schicke die gewünschte Seitenanzahl als Leseprobe mit.
Achte auch bei der Leseprobe darauf, dass die Seiten ordentlich formatiert sind. Ich empfehle, die Leseprobe in Normseiten zu formatieren, weil dies die branchenübliche Formatierung ist. Die Normseite besteht in der Regel aus circa 30 Zeilen und umfasst 1.500 Zeichen (inklusive Leerzeichen). Achte zudem auf eine gut lesbare Schriftart wie bspw. Times New Roman, Arial, Courier usw.
Oft konzentriert man sich auf den Anfang und den Mittelteil einer Leseprobe. Vergiss aber nicht das Ende, denn es ist ebenfalls wichtig! Frag dich, wo deine Leseprobe aufhört. Ist die gewählte Stelle so spannend, dass die Agentur- und Verlagsmitarbeitenden sofort weiterlesen wollen? Super! Achte dabei aber auch darauf, dass die Leseprobe nicht zu abrupt endet. Ich würde lieber ein bisschen mehr schicken, um der Leseprobe ein ordentliches Ende zu verpassen, als sie mitten im Absatz enden zu lassen.
Und zuletzt: Welcher Text eignet sich als Leseprobe? Das ist recht einfach: Sofern es auf der Verlags- oder Agenturseite nicht anders angegeben ist, schickst du den Anfang deiner Geschichte mit.
Du hast das Exposé und deine Leseprobe fertig und dir auch schon deine Traumagentur bzw. deinen Traumverlag rausgesucht? Dann fehlt nur noch das richtige Anschreiben.
Achte beim Anschreiben darauf, dass es fehlerfrei ist. Ich weiß: Das ist eigentlich offensichtlich und sollte nicht nur für das Anschreiben gelten, sondern auch für die Leseprobe und das Exposé. Aber ich betone es hier, weil die Verlags- bzw. Agenturmitarbeitenden im Anschreiben zum ersten Mal etwas von dir lesen und du dabei einen guten Eindruck hinterlassen möchtest. Lies dir dein Anschreiben also genau durch und achte auf Zeichensetzung, Rechtschreibung und Grammatik. Informiere dich auch, ob es eine*n Ansprechpartner*in gibt, den/die du namentlich anschreiben kannst. Das ist ein kleiner Pluspunkt für dich!
Schreib kein allzu langes Anschreiben, aber betone gern, wieso du und dein Buch ins Verlagsprogramm bzw. in die Agentur passen. Das ist auch deine Gelegenheit, dich kurz vorzustellen. Die Betonung liegt hier jedoch auf kurz, weil du dich ja auch noch in deiner Autor*innenvita vorstellst. Es schadet nicht, wenn du bereits deinen Pitch ins Anschreiben einpflegst, um Interesse zu wecken. Weise in deinem Anschreiben zudem auf die mitgeschickten Dokumente hin (Exposé, Leseprobe) und erwähne das Genre, den Titel und deine Zielgruppe. Eine Signatur in deiner E-Mail bündelt die Kontaktdaten für Verlags- und Agenturmitarbeitende. Ergänze dein digitales Anschreiben daher gern mit einer Signatur, falls du noch keine hast.
So, ich glaube, das ist der längste Beitrag, den ich bisher für Nordgewandt geschrieben habe. An dieser Stelle soll er enden, weil dir die wichtigsten Informationen vorliegen und du nun bereit bist für das Schreiben deiner Bewerbungsunterlagen. Wenn du dir trotzdem unsicher bist, melde dich gern bei mir. Ich biete Lektorate für Leseproben sowie Kurztexte an und ebenfalls Exposégutachten.
Zum Abschluss habe ich noch eine Vorlage, die du für dein Exposé benutzen kannst. Das Dokument ist bereits als Normseite formatiert und enthält alle wichtigen Inhaltspunkte, die du nur noch ausfüllen musst. Spiele gern mit dem Design und ergänze die Vorlage beispielsweise um ein Cover. Ich habe in letzter Zeit häufig Exposés mit Collagen als Cover zugeschickt bekommen, die als Moodboard dienten und die Atmosphäre des Romans einfingen. Wenn du dich dafür entscheiden solltest: Achte auf eine ansprechende Formatierung und darauf, dass es sich um lizenzfreie Bilder handelt.