Wieso deine Hauptfigur ein Ziel braucht

schreibtipps lektorat

Damit deine Geschichte deine Leser*innen über­zeugt, braucht dein*e Prota­gonist*in ein Ziel. Ohne ein Ziel plä­tschert die Ge­schich­te oft eher vor sich hin – da kann der Schreib­stil noch so fesselnd sein, die Dia­loge noch so witzig und auch die The­men dei­ner Ge­schich­te noch so wichtig. Jede Figur braucht ein Ziel, eine Moti­va­tion, die sie voran­treibt – ein Zu­stand, der an­ge­strebt und im Ideal­fall am Roman­ende erreicht wird. Stell dir doch ein­mal die Frage: Was möchte deine Haupt­figur?

Ein Ziel treibt die Handlung voran

Ziele können viel­fältig ge­wählt werden: Vielleicht möch­te sich dei­ne Figur ver­lieben, vielleicht möch­te sie auf eige­nen Beinen stehen und un­abhän­gig sein oder sie möchte die Welt vor einem gro­ßen Un­heil bewahren. Vielleicht möchte sie so­gar ein König­reich zurück­er­obern! Das Ziel ist das, was deine Haupt­figur an­treibt, und da­durch, dass du weißt, wohin deine Fi­gur möchte, kannst du sie auf die Reise schi­cken und die Hand­lung voran­brin­gen. 

Nehmen wir Throne of Glass von Sarah J. Maas als Bei­spiel (Achtung, es folgen Spoi­ler). In dieser Rei­he begeg­nen Leser*innen einer Viel­zahl an Fi­gu­ren, die zum Teil auch ei­gene Perspek­tivkapitel mit Neben­handlun­gen er­halten. Die Pro­tagonis­tin Aelin reist durch zahl­reiche Ge­biete des Konti­nents, so­dass Leser*innen sich an ge­fähr­liche Küs­ten, magi­sche Wälder und märchen­hafte Schlösser träu­men können. Hinzu kommen Ma­gie und hierarchi­sche Struk­tu­ren, die die fik­tive Welt for­men. 


Dennoch steht Aelin im Mittel­punkt der Ge­schich­te. Leser*innen ver­folgen ihren Weg, begeg­nen ihr zu­nächst als ver­ur­teil­te Assassi­nin, nur um he­raus­zufin­den, dass ihr eigent­li­ches Ziel ein viel grö­ßeres ist und die Auto­rin von Band 1 an mit Hin­wei­sen und Fi­gu­ren auf die­ses hin­arbei­tet. Sämt­liche Hand­lungs­punkte wer­den von die­sem Ziel gelei­tet und trei­ben die Ge­schichte voran.

Ein Ziel sorgt für Charakterentwicklung

Doch ein Ziel lei­tet nicht nur die Hand­lung, es macht deine Haupt­figur auch le­ben­dig, indem das Ziel sie defi­niert. Deine Figur strebt etwas an, das sie an Hinder­nisse sto­ßen lassen, Über­windung kos­ten und sie prä­gen wird. Die Frage ist nun, was deine Fi­gur ge­willt ist zu tun, um ihr Ziel zu errei­chen? Welche Wer­te ver­tritt sie dabei? Was ist die Fi­gur be­reit zu opfern? Die Ent­wick­lung dei­ner Haupt­figur ge­schieht an­hand ihrer ge­sammel­ten Er­fah­rung: Wenn sie Er­folge ver­bucht, prägt sie das, aber wenn sie schei­tert, wirkt sich dies genau­so auf den Cha­rak­ter aus. Ein de­finiertes Ziel kann dir also da­bei helfen, eine über­zeugen­de Cha­rakter­ent­wicklung zu ge­stalten.

Dies kann man auch bei Aelin beob­achten. Sie ist zu Be­ginn eine schwa­che und gebro­chene Frau, be­kommt durch die Wett­bewer­be am Hof je­doch die Mög­lich­keit, sich ihr Le­ben zurück­zu­holen und sich ihrem Feind zu nähern. Be­stimmte Ereig­nissen sorgen zu­dem dafür, dass sie ihre wahre Iden­ti­tät akzep­tiert und nicht länger unter­drückt. Wäh­rend ihrer Rei­se muss sie lernen, ihre Kräfte zu kon­trollie­ren, und trifft Fi­gu­ren, die ihr dabei helfen.

 

Mit den Neben­figu­ren kommt eine inte­ressan­te Kompo­nen­te hinzu, da Aelin nicht länger als Einzel­kämpfe­rin denkt und andere Figu­ren in Sicher­heit wissen will. Das wirkt sich auf ihr Handeln aus. Wie weit ist Aelin be­reit zu gehen, um das zu be­kommen, was sie möch­te? Welche Opfer ist sie be­reit zu brin­gen? Wo lie­gen ihre Lei­den­schaf­ten und Wün­sche? Die Erkennt­nisse, die die Heldin wäh­rend ihrer Reise über sich selbst ge­winnt, moti­vieren sie einer­seits noch stärker, ihr Ziel zu errei­chen, und tragen ander­er­seits zu einer fa­cetten­reichen Cha­rakter­ent­wicklung bei.

Ein Ziel garantiert spannende Konflikte

Darauf auf­bauend de­finiert ein konkre­tes Ziel auch über­zeugen­de innere und äußere Kon­flikte. Da sich dein*e Prota­gonist*in über die eige­nen Wünsche be­wusst ist, kann klar kate­gori­siert werden, wel­che Figu­ren, Kräfte, Gegen­stände oder Gedan­ken mit dem Ziel im Kon­flikt stehen.

So nimmt auch Aelin keinen gera­den Weg, der sie ans Ziel führt: Sie muss sich mit ihren inne­ren Kon­flikten (bspw. Unge­duld, Eitel­keit) und mit ihrer Iden­ti­tät aus­einan­der­setzen; sie hat mit Maeve, Era­wan und dem König von Adar­lan Feinde, die sich ihr in den Weg stellen; und sie muss die Be­völke­rung eines Lan­des über­zeugen, sie als wahre Erbin anzu­er­kennen. Da all diese Kon­flikte mit ihrem großen Ziel in Ver­bin­dung stehen, sind sie über­zeu­gend und tragen die Ge­schich­te. Gleich­zeitig stellt sich Leser*innen die Frage, ob das Ziel mit der­art zahl­reichen und viel­fälti­gen Kon­flik­ten über­haupt erreicht werden kann. Sie fie­bern also mit!

Ihr seht, wenn ihr eurer Haupt­figur ein gutes Ziel setzt, könnt ihr weite­re Teile der Ge­schich­te (Hand­lung, Charak­ter­ent­wicklung, Kon­flikte) auf die­sem Ziel auf­bauen und so eure Ge­schich­te vom Ziel tragen lassen.

Merk dir den Beitrag auf Pinterest!

schreibtipps bücher schreiben hauptfigur
roman schreiben hauptfigur tipp
schreibtipps roman schreiben